„Stillen ist weit mehr als Ernährung. Es bedeutet Nähe, Sicherheit und Geborgenheit – und es stärkt die Entwicklung des Kindes auf vielfältige Weise“, sagt Jacqueline Stich, Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) am Caritas-Krankenhaus St. Josef. „Wir unterstützen Mütter individuell und zeigen Wege, wie Stillen gelingen kann – auch wenn der Start manchmal herausfordernd scheint.“
Vorteile für Mutter und Kind
Die gesundheitlichen Vorteile des Stillens sind wissenschaftlich belegt: Muttermilch liefert alles, was ein Kind für eine optimale Entwicklung braucht – Flüssigkeit, Energie, Eiweiß, Fette, Vitamine und Mineralstoffe in einer Zusammensetzung, die sich fortlaufend dem Alter des Babys anpasst. Sie fördert die Reifung des Darms, unterstützt die Entwicklung von Gehirn und Kiefer und schützt nachweislich vor Infektionen. Kinder, die gestillt werden, erkranken seltener an Magen-Darm-Infekten, Atemwegsinfekten oder Mittelohrentzündungen. Studien legen zudem nahe, dass Stillen das Risiko für Übergewicht und bestimmte chronische Erkrankungen im späteren Leben senken kann.
Auch für Mütter bietet das Stillen wichtige Vorteile: Das beim Stillen ausgeschüttete Hormon Oxytocin fördert die Rückbildung der Gebärmutter und verringert das Blutungsrisiko nach der Geburt. Langfristig ist Stillen mit einem reduzierten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Typ-2-Diabetes verbunden. Darüber hinaus bedeutet Stillen praktische Entlastung: Die Milch ist jederzeit verfügbar, hygienisch, richtig temperiert – und sie kostet nichts.
Wertvolle Inhaltsstoffe
Eine besondere Rolle spielt das Kolostrum, die „erste Milch“, die in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt gebildet wird. Sie ist reich an Abwehrstoffen, Eiweiß und Wachstumsfaktoren. Kolostrum wirkt wie eine natürliche Schutzimpfung, stärkt die Schleimhäute und schützt das
Neugeborene vor Krankheitserregern. „Wir legen großen Wert darauf, Kolostrum zu gewinnen, auch wenn das Kind nicht sofort an die Brust gelegt werden kann – etwa nach einem Kaiserschnitt“, erklärt Maximilian Voigt, Oberarzt im Kreißsaal. „So stellen wir sicher, dass auch diese Kinder früh von den wertvollen Inhaltsstoffen profitieren.“
Damit Stillen gelingt, braucht es fachkundige Begleitung und viel Verständnis. Im Caritas-Krankenhaus St. Josef übernehmen diese Aufgabe ausgebildete Still- und Laktationsberaterinnen gemeinsam mit Hebammen, Pflegefachkräften sowie Gynäkologinnen und Gynäkologen. Sie begleiten Mütter in den ersten Tagen, zeigen Anlegetechniken, beraten bei wunden Brustwarzen oder Milchstau und geben Hilfestellung, wenn Unsicherheiten auftreten. Gerade in den ersten 48 Stunden ist die Unterstützung besonders wichtig – hier entscheidet sich häufig, ob das Stillen gut gelingt.
Die Geburtshilfe in St. Josef orientiert sich dabei an den internationalen Qualitätskriterien der WHO/UNICEF-Initiative: umfassende Information schon in der Schwangerschaft, Förderung des Haut-zu-Haut-Kontakts, 24-Stunden-Rooming-in, Stillen nach Bedarf ohne unnötige Zufütterungen sowie eine kontinuierliche Beratung. „Für viele Eltern ist es beruhigend zu wissen, dass wir nach diesen Standards arbeiten“, betont Stich. „Das Siegel ‚Babyfreundliches Krankenhaus‘ gibt Eltern die Sicherheit, dass Stillen und Bindung hier höchste Priorität haben.“
Über die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef steht unter der Leitung von Prof. Dr. Olaf Ortmann, der zugleich auch Lehrstuhlinhaber ist. Jährlich kommen etwa 1.400 Kinder in St. Josef zur Welt. Als einziges „Babyfreundliches Krankenhaus“ der Oberpfalz trägt die Klinik das von WHO und UNICEF initiierte Qualitätssiegel und setzt damit konsequent auf Bindungsförderung und Stillunterstützung.