Prostatakrebs: Falsche Scham verringert Heilungschancen

Die Vorsteherdrüse ist der wunde Punkt des Mannes. Jeder Vierte über 50 hat Probleme damit, doch wartet oft aus falschem Scham zu lange mit dem Gang zum Spezialisten. Dabei lassen sich die meisten Prostataleiden und sogar Tumore gut behandeln – wenn sie frühzeitig erkannt werden! Im Interview anlässlich des Europäischen Prostatatages spricht Prof. Dr. Maximilian Burger, Direktor der Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef, über Früherkennung, Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen.

 

Herr Prof. Burger, warum spielt die Vorsorge eine so große Rolle bei Prostatakrebs?
Ein Prostatatumor macht im frühen Stadium in der Regel keinerlei Beschwerden. Doch zu dem Zeitpunkt können wir ihn noch besonders gut behandeln. Treten Probleme beim Wasserlassen oder Blut im Urin auf, ist der Tumor meist schon weiter fortgeschritten und die Heilungschancen verschlechtern sich. Deshalb rate ich allen Männern ab 45 dringend, mögliche Scham abzulegen, und die angebotene Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen. Sind Angehörige am Prostatakarzinom erkrankt, dann auch früher. Auch wenn es von gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet wird, empfehle ich zudem, den PSA-Wert nehmen zu lassen. Denn ertasten lassen sich Tumore häufig erst, wenn sie schon weiter fortgeschritten sind.

Was passiert, wenn bei der Früherkennung Auffälligkeiten festgesellt werden?
Zunächst einmal möchte ich Ängste nehmen: eine vergrößerte Prostata oder ein erhöhter PSA-Wert sind nicht gleichbedeutend mit einem Tumor. Gutartige Veränderungen können ebenso dafür verantwortlich sein. Klarheit bringen eine MRT der Prostata und ggf. eine Biopsie, bei der unter örtlicher Betäubung Proben aus dem Gewebe der Prostata entnommen werden. 

Wie geht es weiter, wenn das Ergebnis „Krebs“ lautet? Wird sofort operiert?
Nicht zwangsläufig. Die Therapie hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: von der Größe des Tumors, davon, wie aggressiv er ist, aber auch vom allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter des Patienten und seiner aktuellen Lebenssituation. Generell lässt sich sagen, dass alle Therapiemethoden gute Behandlungserfolge versprechen und sehr schonend für den Patienten sind.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es genau?
Da Tumore in der Prostata in der Regel sehr langsam wachsen oder über Jahre unverändert bleiben, reicht es gelegentlich aus, die Veränderung aktiv zu beobachten. Dann muss der Patient engmaschig zur Kontrolluntersuchungen, aber ansonsten erfolgen keine weiteren Maßnahmen.
Ist der Tumor schon weiter fortgeschritten oder wächst, so kommen medikamentöse Therapien, eine Bestrahlung, eine Operation oder eine Kombination dieser in Frage.

Bei der Operation haben Sie in St. Josef zwei ganz spezielle Helfer…
Das ist richtig. Wir arbeiten als eine von ganz wenigen Kliniken in Deutschland mit zwei da Vinci-OP-Robotersystemen der neuesten Generation. Das System überträgt die Bewegungen des Operateurs mit Hilfe von Steuerinstrumenten in Echtzeit auf kleine miniaturisierte chirurgische Instrumente im Operationsfeld. Damit ist höchste Präzision, Sicherheit und Qualität garantiert. Dennoch hat auch bei einer da Vinci-Operation der Operateur zu jeder Zeit allein die volle Kontrolle.

Welche Vorteile bietet der da Vinci?
Der da Vinci ermöglicht präzise und schonende Eingriffe und das merken nicht nur wir während der OP, sondern ebenso der Patient danach. So bleiben kaum sichtbare Narben zurück, auch erholen sich die Patienten schneller, können schneller wieder zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren und leiden seltener an Komplikationen. 
Trotz aller Vorteile ist es wichtig anzumerken, dass die tatsächlichen Vorteile eines da Vinci-Eingriffs von der Erfahrung des Chirurgen abhängen. Bessere Ergebnisse lassen sich nur erzielen, wenn der Operateur diese Eingriffe regelmäßig und in hoher Stückzahl durchführt, wie wir das in unserem zertifizierten Prostatakarzinom Zentrum im Rahmen des universitären Krebszentrums tun.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Burger!


Die Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef: Vorreiter in Bayern

Die Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg trägt den Lehrstuhl der Universität und ist eines der ersten von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Uroonkologischen Zentren Deutschlands. Als Teil des Universitären Onkologischen Zentrums Regensburg (UCCR) sowie des Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO) vereint es die zertifizierten Zentren für Prostatakrebs, Nierenkrebs- und Harnblasenkrebs unter einem Dach. Die Klinik für Urologie ist eine der größten in Bayern und zählt zudem zu den Vorreitern der Robotik in der Urologie. Als einzige Urologie in Süddeutschland arbeitet sie mit zwei da Vinci-OP-Systemen der neuesten Generation. Als Klinik mit eigenem Lehrstuhl ist die Regensburger Urologie stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
 

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