Fazialisparese: wenn die Mimik verloren geht

Experten-Interview mit der Plastischen Chirurgin Priv.-Doz. Dr. Alexandra Anker

Ein Mundwinkel hängt, ein Auge schließt nicht mehr richtig, die Mimik geht verloren – das gesamte Gesicht scheint aus dem Gleichgewicht. Das alles sind mögliche Anzeichen für eine Fazialisparese, die jedes Jahr rund 25.000 Menschen in Deutschland trifft – ohne, dass die Ursache immer klar ist. Im Interview haben wir mit PD Dr. Alexandra Anker über das Phänomen gesprochen. Sie ist Oberärztin im Team von Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl, dem Direktor der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Caritas-Krankenhaus St. Josef.

Frau Dr. Anker, was genau ist eine Fazialisparese?
Bei einem Ausfall des Gesichtsnervs, des Nervus facialis, spricht man von einer Fazialisparese. In Folge dessen treten Lähmungserscheinungen der mimischen Muskulatur auf. Von daher erklären sich auch die Symptome wie beispielsweise ein hängender Mundwinkel oder Augenlider, die nicht mehr komplett geschlossen werden können.

Wie kommt es zu so einer Fazialisparese?
Wird der Fazialisnerv beschädigt oder beeinträchtigt, kann es zu einer teilweisen oder vollständigen Lähmung der Gesichtsmuskeln kommen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von Infektionen, Tumoren und Traumata bis hin zu genetischen Faktoren. Manchmal bleiben sie auch ganz im Dunkeln. In dem letztgenannten Fall spricht man von einer sogenannten idiopathischen Fazialisparese.

Welche Beschwerden verursacht der geschädigte Nerv?
Die Symptome einer Fazialisparese sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Während bei manchen Patienten nur ein Mundwinkel etwas hängt, kann die Lähmung bei einem anderen das gesamte Gesicht betreffen. Auch ein ungleichmäßiges Lächeln, Schwierigkeiten beim Schließen des Auges mit Augentrockenheit und Reizzuständen beobachten wir bei Betroffenen, ebenso wie Probleme beim Essen, Sprechen und Trinken.

Wie lässt sich eine Fazialisparese behandeln?
Das hängt von der Ursache und Schwere der Lähmung ab. Doch die gute Nachricht ist: häufig bildet sie sich von selbst zurück oder lässt sich mit Medikamenten behandeln. In anderen Fällen kann mit physikalischer Therapie oder Elektrostimulation geholfen werden. Wenn diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, kann man auch an einen chirurgischen Eingriff denken. Eine frühe Diagnose und Behandlung kann helfen, mögliche Komplikationen zu vermeiden und ein bestmöglich funktionelles Ergebnis zu erzielen.

In welchen Fällen kommt eine Operation in Frage?
Bleibt die Gesichtslähmung dauerhaft bestehen und fühlt sich der Patienten dadurch beeinträchtigt oder entstellt, können verschiedene operative Eingriffe die Beschwerden lindern. Um den Lidschluss zu verbessern und um Folgeschäden am Auge zu vermeiden, können beispielsweise Platingewichte in das Oberlid eingesetzt werden. Die muskulären Funktionen der Mundregion können mit mikrochirurgischen Eingriffen wiederhergestellt und ein harmonisches Gesichtsbild erzielt werden. Wir sind eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die diese komplexen Eingriffe regelmäßig und mit großer Routine durchführt. Dabei lagern wir entweder einen Teil des Kaumuskelsnervs um oder verlängern den Fazialisnerv der Gesichtshälfte, die unbeeinträchtigt ist. Auch eine Transplantation von Hautnerven aus dem Oberarm oder Unterschenkel ins Gesicht ist möglich.

Muskelverlagerungen, beispielsweise des Schläfenmuskels, stellen eine weitere Therapiealternative dar. Die Plastische Chirurgie bringt Patientinnen und Patienten, die unter der Gesichtslähmung auch häufig optisch sehr leiden, damit ein großes Stück Lebensqualität zurück.

Können alle Eingriffe bei jedem Patienten durchgeführt werden?
Die operativen Möglichkeiten richten sich nach der Dauer des Bestehens der Fazialisparese, sowie des Alters und persönlichen Anspruches der betroffenen Patienten. In einem Aufklärungsgespräch beraten wir Patientinnen und Patienten in unserer Schwerpunkt-Sprechstunde „Rekonstruktive Gesichtschirurgie“ gerne über die individuell möglichen und sinnvollen Verfahren.

Frau Dr. Anker, vielen Dank für das Gespräch!

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