„Die Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle. Sie senkt nicht nur die Sterblichkeitsrate, sondern ermöglicht uns auch schonendere Behandlungen, die die Lebensqualität weniger einschränken“, erklärt Prof. Dr. Olaf Ortmann, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef, Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls sowie ehemaliger Präsident und Mitglied im Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).
Vorsorge rettet Leben
Frauen ab 30 Jahren haben Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung beim niedergelassenen Gynäkologen. Zwischen 50 und 75 Jahren laden die Krankenkassen zudem alle zwei Jahre zur Mammographie ein. „Damit lassen sich bereits kleinste Tumore feststellen, die mit bloßem Auge oder beim Abtasten nicht zu erkennen wären“, sagt Prof. Ortmann.
Dennoch empfiehlt es sich, die Brust regelmäßig selbst abzutasten und bei Veränderungen sofort ärztlichen Rat einzuholen. „Viele Frauen schieben Vorsorgetermine aus Angst vor einer Diagnose vor sich her. Doch gerade die frühe Diagnose ist unsere Chance – sie entscheidet oft darüber, wie schonend und erfolgreich wir behandeln können“, so der Experte.
Auch Risikofaktoren gilt es im Blick zu behalten: Alter, familiäre Vorbelastung, hormonelle Einflüsse, aber auch Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen oder Alkoholkonsum können das Erkrankungsrisiko erhöhen.
Diagnose und Therapie im zertifizierten Zentrum
Wird Brustkrebs diagnostiziert, beginnt in dem durch die DKG zertifizierten Brustkrebszentrum bzw. im zertifizierten Zentrum für familiären Eierstock- und Brustkrebs der universitären Klinik eine maßgeschneiderte Therapie. Jährlich werden hier über 500 Patientinnen, bei denen Brustkrebs neu erkannt wurde, behandelt. „Die zertifizierte Struktur ist ein klarer Vorteil“, betont Prof. Ortmann. „Studien zeigen, dass Patientinnen, die in diesen Zentren behandelt werden, bessere Überlebenschancen haben und unter weniger Komplikationen sowie Begleit- und Spätfolgen leiden. Wir können modernste Verfahren anbieten – von der Operation über die Strahlentherapie bis hin zu zielgerichteten medikamentösen Therapien.“
Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich dabei in den letzten Jahren verändert: Operationen sind oftmals brusterhaltend, Chemotherapie kann in vielen Fällen durch antihormonelle oder zielgerichtete Therapien ersetzt werden. „Die Zeiten, in denen die Brust fast immer entfernt werden musste, sind vorbei. Unser Ziel ist es, die Patientinnen individuell zu beraten und, wo immer möglich, brusterhaltend zu operieren“, berichtet Prof. Ortmann.
Die Frage einer Brustrekonstruktion wird in St. Josef ergebnisoffen mit Ärzten der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl, besprochen. „Manche Frauen wünschen sich eine sofortige Rekonstruktion, andere wollen ganz bewusst auf eine Brustprothese verzichten. Wichtig ist: Wir respektieren jede Entscheidung und begleiten die Patientinnen auf ihrem persönlichen Weg“, erklärt der Klinikdirektor.
Als Teil des CCC-WERA-Verbunds – der Universitätskliniken Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg – ist die Klinik einer der wenigen deutschen NCT-Standorte (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen) und profitiert dabei nicht nur vom großen Netzwerk, sondern ist auch an internationalen Forschungsprojekten beteiligt. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse können so schnell in die Praxis übertragen werden. „Wir sprechen heute von einer zunehmend personalisierten Krebsmedizin“, sagt Prof. Ortmann. „Das bedeutet: Wir passen die Behandlung an die biologischen Eigenschaften des Tumors und die Bedürfnisse der Patientinnen an – und können so gezielter und nebenwirkungsärmer therapieren.“
Damit dies aber bestmöglich geschehen kann, gilt es die Botschaft des Pinktober ernst zu nehmen. Sie lautet: Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, Symptome ernst nehmen, sich beraten lassen. „Brustkrebs ist heute in vielen Fällen heilbar – wenn er frühzeitig erkannt und konsequent behandelt wird“, fasst Prof. Ortmann zusammen.
Der „Pinktober“
Der Oktober steht international im Zeichen des Brustkrebs-Awareness-Monats, auch bekannt als „Pinktober“. Mit der rosa Schleife als Symbol wird in dieser Zeit weltweit auf die Bedeutung von Früherkennung, moderner Diagnostik und wirksamer Therapie von Brustkrebs aufmerksam gemacht. Ziel der Aktionen ist es, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen, betroffene Frauen und ihre Familien zu unterstützen und über aktuelle medizinische Fortschritte zu informieren. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – umso wichtiger sind Aufklärung, Prävention und ein frühzeitiger Zugang zu spezialisierten Zentren.