Die Temperaturen sinken, die Preise steigen: da kommt so manch einer auf außergewöhnliche Sparideen. Doch vor einer warnt Priv.-Doz. Dr. Michael T. Pawlik: mit dem Grill die Wohnung oder einen Raum zu heizen! „Dabei entsteht Kohlenmonoxid und das kann tödlich enden“, weiß der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Caritas-Krankenhaus St. Josef.
Jedes Jahr sterben laut statistischem Bundesamt deutschlandweit knapp 450 Menschen an der toxischen Wirkung von Kohlenmonoxid, mehrere Tausend erleiden eine Rauchgasvergiftung, weil sie in geschlossenen Räumen grillen. „Scheinbar sind sich die Menschen der Gefahr immer nicht bewusst oder schätzen die Folgen falsch ein. Deshalb kann ich nur noch einmal dringend davor warnen – egal, ob als Heizersatz oder zum Würstchen grillen“, so der Experte. Er kennt Kohlenmonoxid-Opfer aus eigener Praxis: Das Caritas-Krankenhaus St. Josef betreibt zwei der wenigen Druckkammern zur hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) in Deutschland, die zur Behandlung von CO-Vergiftungen nötig sind. Jährlich behandeln er und sein Team im Schnitt drei bis vier Patienten, die aufgrund von „Indoor-Grillen“ eine Kohlenmonoxidvergiftung erleiden.
Das unsichtbare Gift
Verbrennen kohlenstoffhaltige Substanzen wie Holz oder Holzkohle, sammelt sich in geschlossenen Räumen schnell Kohlenmonoxid an und verdrängt die Atemluft. Selbst ein offenes Fenster oder eine geöffnete Tür reichen in der Regel nicht aus, um genug Sauerstoff aufzunehmen. Das Heimtückische: „Kohlenmonoxid kann man weder riechen, noch sehen oder schmecken. Deshalb bemerken viele Betroffene die Vergiftung erst, wenn es zu spät ist“, erklärt Dr. Pawlik.
Bei Patienten mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung bindet sich das Kohlenmonoxid 300 Mal stärker an den roten Blutfarbstoff als Sauerstoff und blockiert so die Abgabe von Sauerstoff an lebenswichtige Stellen in den Zellen. Kopfschmerzen, Schwindel oder Hautrötungen sind erste Anzeichen, relativ schnell folgt die Bewusstlosigkeit. „Werden die Betroffenen dann nicht innerhalb kürzester Zeit gefunden, endet das Indoor-Grillen tödlich“, warnt Dr. Pawlik. Doch selbst wer „nur“ leichte Vergiftungserscheinungen spürt, kann unter Spätfolgen leiden. Denn das Gift schädigt Gehirn und Herz, selbst wenn es nur kurz eingeatmet wird.
Im Fall einer Kohlenmonoxid-Vergiftung hilft nur noch die Gabe von reinem Sauerstoff. „Bei leichteren Beschwerden kann dieser über eine Sauerstoffmaske zugeführt werden. Bei stärkeren Vergiftungen muss der Betroffene in einer sogenannten Druckkammer zur hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) behandelt werden.“ Dort wird ein Überdruck erzeugt, wie er auch beim Tauchen auf den menschlichen Körper einwirkt. Gleichzeitig atmet der Patient über eine Maske zu 100 Prozent reinen Sauerstoff ein. Dieser löst sich aufgrund des Überdrucks im Körper um ein vielfaches leichter im Blut, verdrängt dabei das tödliche Kohlenmonoxid und sorgt so für eine extrem hohe Sauerstoffkonzentration – auch in schlecht durchbluteten Organen bzw. Gewebeteilen. „Doch trotz dieser Therapiemöglichkeit kommt die Hilfe für manche Patientinnen und Patienten zu spät“, sagt Dr. Pawlik. „Ich kann deshalb nur noch einmal davor warnen, in geschlossenen Räumen zu grillen.“