Vor allem bei Brust-, Prostata- und Nierenzellkrebs kommt es zu Knochenmetastaten. Die Behandlung erfordert ein spezielles Fachwissen. Wir haben mit PD Dr. Paul Schmitz, dem Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, über Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten gesprochen.
Herr Dr. Schmitz, was sind Metastasen?
Metastasen sind Absiedelungen eines Tumors, die zu unterschiedlichen Zeiten der Krebserkrankung auftreten können. Wenn Zellen sich vom Tumor abspalten, gelangen sie über die Blutbahn in andere Regionen des Körpers, wo sie sich vermehren und sich ebenfalls zum Tumor entwickeln können. Am häufigsten kommen Metastasen in der Leber, der Lunge und dem Knochen vor. Einige Betroffene haben bereits Metastasen, wenn der Tumor entdeckt wird, bei anderen entwickeln sich Metastasen erst im Lauf der Erkrankung und bei wieder anderen treten diese erst Jahre nach dem ursprünglichen Tumor auf.
Wie werden Metastasen entdeckt?
Im Rahmen einer Tumordiagnostik wird durch bildgebende Verfahren, wie Skelettszintigraphie, Computertomographie oder Kernspintomographie gezielt nach Metastasen gesucht. Je nach Lage und Ausdehnung der Metastasen können diese auch bereits mit einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung erkannt werden. Seltener kommt es vor, dass Metastasen schon so weit fortgeschritten sind, dass Beschwerden wie Schmerzen oder gar der Funktionsverlust einer Gliedmaße auf die Metastase aufmerksam machen.
Wo treten Knochenmetastasen besonders häufig auf?
Knochenmetastasen sind vor allem im Bereich der Wirbelsäule, des Beckens sowie an den großen Röhrenknochen, sprich Oberarm- und Oberschenkelknochen, zu finden.
Können Knochenmetastasen bei allen Krebsarten auftreten?
Knochenmetastasen können bei allen Krebsarten auftreten, sind aber besonders häufig bei Tumoren aus dem Bereich der Frauenheilkunde und der Urologie. Vor allem Brustkrebs sowie Prostata- und Nierenzellkrebs neigen dazu, in den Knochen abzusiedeln. Da die Lehrstühle der Universität Regensburg für Frauenheilkunde und Urologie bei uns am Haus angesiedelt sind, sehen wir am Caritas-Krankenhaus St. Josef besonders viele Fälle von Knochenmetastasen.
Wie werden Knochenmetastasen behandelt?
Handelt es sich um ein oder zwei Metastasen, die vereinzelt auftreten, raten wir unseren Patientinnen und Patienten meist zu einer kompletten operativen Entfernung der Metastase mit gleichzeitiger Stabilisierung des betroffenen Knochens.
Haben sich bereits mehrere Metastasen an verschiedenen Organen und in unterschiedlichen Körperabschnitten gebildet, ist das Ziel, den Tumor mittels nicht-operativer Therapiemaßnahmen so weit wie möglich zurückzudrängen, Patienten schmerz- und beschwerdefrei zu halten sowie Knochenbrüche zu verhindern. Häufig kann mit konservativen Maßnahmen sogar ein operativer Eingriff verhindert werden.
Wann ziehen Sie eine Operation in Betracht?
Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen und uns die Bildgebung zeigt, dass ein Funktionsverlust droht, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Knochenmetastasen schwächen häufig die Stabilität des Knochens, so dass es sehr schnell zu einem Bruch kommen kann. Es reicht manchmal ein leichtes Stolpern oder das Herausgleiten aus einem Stuhl, um einen geschwächten Knochen zu brechen. Und diese Brüche wollen wir natürlich verhindern. Sie führen nicht nur zu ungeplanten Not-Operationen, sondern erhöhen auch das Risiko für Komplikationen. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Patienten bei denen vorbeugend operiert wird, eine längere Lebenserwartung mit einer erhöhten Lebensqualität besteht im Vergleich zu den Patienten, die erst infolge eines Knochenbruches behandelt werden.
Wir treffen die Entscheidung, ob wir eine Operation empfehlen, immer im Team im Rahmen des Tumorboards. Dort sitzen Vertreter der unterschiedlichen Fachbereiche an einem Tisch und wägen das Für und Wider genau ab. Da spielt der Ausgangstumor ebenso eine Rolle wie der Allgemeinzustand des Patienten und die zu erwartende Prognose.
Wie werden Knochenmetastasen operiert? Welche Möglichkeiten gibt es hier?
Es kommen die unterschiedlichsten unfallchirurgischen Verfahren zum Einsatz. So können beispielsweise Osteosyntheseplatten oder Marknägel eingesetzt werden, um Knochen zu stabilisieren. Befinden sich die Metastasen in der Nähe eines Gelenks, kommt auch der Einsatz eines künstlichen Gelenks in Frage. Müssen ganze Stücke des Knochens entnommen werden, können diese Abschnitte entweder mit Titanimplantaten oder Knochenzement in Kombination mit einer Osteosynthese ersetzt werden.
Sind besondere Erfahrungen nötig, um Knochenmetastasen zu operieren?
Tumoren und Knochenmetastasen zu entfernen, ist immer eine Herausforderung. Hier braucht es erfahrene und spezialisierte Operateure. Sie müssen nicht nur in der Unfallchirurgie und Orthopädie äußerst routiniert sein, sondern brauchen auch die Erfahrung in der Tumorchirurgie. Bereits in den letzten Jahren haben sich zunehmend Krankenhäuser mit einem Krebsschwerpunkt spezialisiert. Hierzu gehört auch das Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg. Im Mittelpunkt sollte immer eine gute interdisziplinäre und interprofessionelle Kooperation aller behandelnden Fachdisziplinen stehen, um dem Patienten die für ihn persönlich bestmögliche Therapie anbieten zu können.