Taktgeber: Wann kommt ein Herzschrittmacher zum Einsatz und wie funktioniert er?
Der natürliche Taktgeber im Herzen ist der sogenannte Sinusknoten. Er erzeugt regelmäßig elektrische Impulse, die dafür sorgen, dass sich der Herzmuskel zusammenzieht. Ist dieser Ablauf gestört, kann ein Herzschrittmacher helfen. „Aufgrund von Erkrankungen oder zunehmendem Lebensalter können der Taktgeber oder die Reizleitungsbahnen im Herzen Schaden nehmen, d.h. der Sinusknoten arbeitet nur noch lückenhaft oder gar nicht mehr. Ebenso können Störungen bei der Signalweitergabe auftreten“, beschreibt Dr. Selhorst die Ausgangslage. In Folge würden sich oft Symptome wie Blutdruckabfall, Schwindel oder sogar Ohnmacht zeigen. „Herzschrittmachersysteme werden zur Überbrückung dieser Momente eingesetzt, indem sie die elektrischen Impulse auslösen oder deren Weiterleitung unterstützen“, erklärt der Kardiologe weiter. Dabei ist Herzschrittmacher übrigens nicht gleich Herzschrittmacher: „Es gibt eine ganze Bandbreite an Systemen, die speziell nach Bedarf Anwendung finden. Am gängigsten sind momentan Einkammer- und Zweikammersondensysteme, doch die Weiterentwicklung ist in vollem Gange.“
Routineeingriff: Wie kommt der Herzschrittmacher ins Herz?
Das Einsetzen eines Herzschrittmachers gilt heutzutage als Routineeingriff. Dr. Selhorst beschreibt, was dabei genau gemacht wird: „Über einen Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins wird ein Zugang zum Herz geschaffen. Von hier aus werden die Leitungskabel des Herzschrittmachers über die Venen eingeschleust und anschließend im Muskelgewebe des Herzens mit einer Schraube fixiert.“ Ein Röntgenbild hilft während des Eingriffs dabei, dass alle Teile auch richtig positioniert werden. „In einem weiteren Schritt wird nahe der Schnittstelle im Unterhautfettgewebe eine kleine Tasche gebildet, in der die Steuerungselektronik angebracht wird“, fährt Dr. Selhorst fort. Mit bloßem Auge zu sehen ist der Herzschrittmacher später nicht, das gesamte System liegt sicher implantiert unter der Haut. Lediglich bei sehr schlanke Personen, könne sich das Steuerungsteil unterhalb des Schlüsselbeins abzeichnen oder tastbar sein. Am Caritas-Krankenhaus St. Josef werden mehrmals wöchentlich verschiedenste Eingriffe in Zusammenhang mit Herzrhythmusimplantaten vorgenommen. „Das Einsetzen eines Herzschrittmachers dauert je nach Schwierigkeit und Anatomie zwischen 30 und 90 Minuten“, erwähnt Dr. Selhorst. Dabei sein nicht einmal eine Vollnarkose nötig, eine örtliche Betäubung reiche in der Regel aus und die Patientinnen und Patienten könnten das Krankenhaus schon nach einem Tag wieder verlassen.
Magnetfelder meiden: Was sollten Patientinnen und Patienten beachten?
„Wir weisen unsere Patientinnen und Patienten immer darauf hin, dass ein funktionierender Herzschrittmacher mit gewissen Einschränkungen verbunden ist“, berichtet der Kardiologe und erläutert, in welchen Bereichen Vorsicht geboten ist: „Magnetfelder sind auf jeden Fall zu meiden, denn Sie können die Einstellungen eines Herzschrittmachers ungewollt beeinträchtigen.“ Potenziell kann jedes elektrische Gerät, das nicht entsprechend abgeschirmt ist, ein solches Magnetfeld aufbauen. Von Induktionskochfeldern sollten Menschen mit Herzschrittmacher daher am besten 50 Zentimeter Abstand halten, Heizkissen oder Heizdecken sollten gar nicht verwendet werden. In jedem Fall empfiehlt Dr. Selhorst vor Benutzung eines Geräts die Gebrauchsanweisung entsprechend zu studieren. Die Erfahrung des Kardiologen zeigt aber auch: „Die häufigsten Bedenken haben Patientinnen und Patienten beim Thema Smartphone und Telefon. Hier kann ich aber beruhigen, diese stellen definitiv kein Problem dar.“
Bei Arztbesuchen oder Flugreisen seien Menschen mit Herzschrittmacher schließlich verpflichtet, ihren Herzschrittmacher-Defibrillator-Ausweis zu zeigen. So können Sicherheitscheck oder Untersuchungsmethoden ggf. entsprechend angepasst werden.
Herzgesundheit: Wie hält man sein Herz fit?
Auch wenn die Einschränkungen, die ein Herzschrittmacher mit sich bringt, überschaubar sind und Herzrhythmusimplantate bei Bedarf eine sichere und zuverlässige Therapieform darstellen, bleibt es wünschenswert, das eigene Herz so lang wie möglich gesund zu halten. „Prävention ist wichtig, um lange fit zu bleiben“, räumt Dr. Selhorst ein. Dafür sei es zunächst entscheidend die persönlichen Risikofaktoren wie z.B. erhöhte Cholesterinwerte oder Bluthochdruck zu kennen. „Mit einer ausgewogenen, mediterranen Ernährung und regelmäßiger Bewegung, am besten in Form von Ausdauersport, kann jeder eine gute Basis für ein gesundes Herz schaffen“, fasst der Kardiologe zusammen. Sein persönlicher Tipp für den Alltag lautet zudem: „Einfach wann immer möglich die Treppe nehmen.“